Hip Hop 2021: Songs werden immer kürzer, Texte immer unwichtiger, Musikvideos immer teurer, Innovationen immer seltener. Jede Woche erscheinen zig Alben, die diese Bezeichnung eigentlich nicht verdienen, aber immerhin Futter für die Rap-Playlisten bieten. Um so öfter die zahlreichen willkürlich zusammengewürfelten Songs gestreamt werden, desto mehr verdienen Rapper bzw. Label und umso dämlicher und lachhafter die Promophase gestaltet wird, desto mehr Aufmerksamkeit erregt man, was wiederum mehr Streams bedeutet.
Es ist also eine willkommene Abwechslung, wenn sich ein Rapper wie Dave gegen solche Trends wendet - und das, ohne sie mit einer einzigen Silbe zu erwähnen. Sein zweites Soloalbum "We're All Alone In This Together" kommt ohne Promo-Stunts aus, verzichtet fast vollständig auf Rap über Rap und enthält zwölf Stücke, von denen keines unter drei Minuten lang ist, fünf über fünf Minuten dauern und drei sogar über sieben Minuten. Zu behaupten, kurze Songs seien automatisch schlecht und lange automatisch gut, wäre natürlich ein Trugschluss. Denn gefühlt wird durch die alltägliche Reizüberflutung ja auch unsere Aufmerksamkeitsspanne immer kürzer. Da fängt man schon mal an zu gähnen, wenn sich minutenlang nichts tut auf einem Instrumental - trotz noch so toller Texte und Reimketten. Die Formel, ein paar Drums über ein sich ständig wiederholendes Sample zu legen, das allerhöchstens in der Hook abgewandelt wird, ist ohnehin etwas langweilig geworden.