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11.07.2021 00:02 Uhr
Meir Shalevs
Judiths Liebe kam gleich nach dem ersten Lesen ins Regal mit den Büchern, die im Haus bleiben müssen – weil seine Leichtigkeit in guten Zeiten beflügelt und seine Ernsthaftigkeit in schweren Zeiten eine Schulter ist. Zu Beginn verortet man die Menschen und Geschichten fast im Schtetl, so magisch und so verloren scheint die Welt, in der der kleine Sejde, den seine Mutter Großvater nennt, um den Engel des Todes zu verwirren, aufwächst; wo drei Männer wohnen, die davon überzeugt sind, der Vater des Kindes zu sein; und wo der Autor Mensch und Tier gleichermaßen zum Tanz bittet mit den großen und kleinen Gefühlen des Lebens und dabei niemandem den Vortritt lässt. Weder dem feinsinnigen Jacob, der zwischen leeren Vogelkäfigen lebt, noch Moshe, ein Mann so kräftig wie ein Ochse, der als Erwachsener den Zopf vermisst, den seine Mutter ihm als Kind abgeschnitten hat, und auch nicht der mysteriösen Judith, die wei�