Wenn einer München seinerzeit gut kannte, dann war das Helmut Dietl. In einem Spiegel-Interview hatte er einst über die Stadt gesagt, er sei diese "aggressive Gemütlichkeit" gewohnt, hier sei alles "auf wohltuende Weise fad". Ja, vor neuneinhalb Jahren war da noch was dran. Im Englischen Garten wurden Frisbees geworfen statt Flaschen, an der Isar konnte man sich spontan niederlassen, ohne schon morgens um sechs seinen Platz am Ufer mit einem Handtuch reservieren zu müssen. Und man fuhr tatsächlich mit einem Auto einfach so von einem Viertel ins andere - ohne einen baustellenbedingten Umweg von 50 Kilometern. Vor sechs Jahren hat sich der Filmemacher viel zu früh von dieser Welt verabschiedet. Heute fragt man sich, welches Bild er wohl von München zeichnen würde, da die alten Klischees ja längst nicht mehr stimmen. Beim Stichwort Aufreißer denkt niemand mehr an Monaco Franze, sondern eher an Baggerfahrer aus dem Baureferat; selbst ernannte Klatschreporter blasen auf Twitter in Sekundenschnelle alles in die Welt, was ihnen vor die Smartphonelinse rennt. Und für die Wohnung von Baby Schimmerlos müsste wohl selbst ein russischer Oligarch erst mal bei der Stadtsparkasse um einen Kredit betteln.