Marcel Proust hat die Spur seines Vaters erwischt
Der Mediziner Adrien Proust erlebte nicht mehr den Erfolg seines Sohnes Marcel. 1903, genau ein Jahrzehnt, bevor der erste Band von Auf der Suche nach der verlorenen Zeit erschien, starb er mit knapp siebzig Jahren. In seinem autobiographisch unterfütterten Romanzyklus hat Marcel Proust die Spur seines Vaters verwischt. Der Vater des Ich-Erzählers ist kein Arzt. Allerdings gibt es viele andere Arztfiguren im Roman. Sie werden wenig schmeichelhaft porträtiert, sind ebenso unvollkommene wie eitle Vertreter ihrer Zunft, etwa wenn sie sich zu einer veritablen Ärztekomödie ums Totenbett der Großmutter des Erzählers versammeln. Lothar Müller schreibt:
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit (1). Gestaltung: Johannes Gelich 5. Juli 2021, 09:05
Der große französische Schriftsteller Marcel Proust kam vor 150 Jahren in Paris zur Welt. Sein Hauptwerk Auf der Suche nach der verlorenen Zeit gilt als Meilenstein der modernen französischen Literatur und singuläre Leistung menschlicher Vorstellungskraft. Der Recherche du temps perdu wurde immer wieder Nostalgie, Snobismus und Verklärung der Vergangenheit vorgeworfen. Die rhetorische Frage War früher alles besser? versucht auf den Spuren von Marcel Prousts Roman-Monument Diskussionen über das menschliche Erinnerungsvermögen anzustoßen.
Prousts Erinnerungspoetik der Mémoire involontaire , der willenlosen, unfreiwilligen und zufälligen Erinnerung basierte auf dem Konzept der Subjektivität der menschlichen Wahrnehmung und lehnte die willentliche, Vernunft-bestimmte, objektive Erinnerung ab. Doch was passiert im menschlichen Gehirn, wenn sich der Mensch erinnert? Und was i