Foto: dpa
Hebbels Nibelungen, Sartres Kommunisten, Müllers Revolutionäre: Wer Helden will, erzeugt Verbrecher. Büchners Bürger, Jahnns Könige, Platonows Bauern: Tugend ist immer auch Terror. Oder Schwejk, Don Juan: Dieser Welt entkommen wir nicht durch Türen, sondern durch Übermut. Döblins Biberkopf, von Horváths Kasimir und Karoline, Brechts Baal: Den Einsamsten frag, was Liebe sei. Goethes Faust: der Intellektuelle als Verbrecher - wenn er denn Avantgardist wird. Selbsterkenntnis als Großgefahr: Wer sich ehrlich ins Herz schaut, züchtet Infarkte.
Frank Castorfs Theater ist ein stolzer Autist, es nimmt sein Ursprungsrecht wahr: Rücksichtslosigkeit. Kunst muss das ideologisch Elende in uns blamieren, jene Anmaßung, etwas sei eindeutig so und alles andere demnach zweifelsfrei falsch. Castorf mag Wahrheiten, die keine Freunde brauchen. Mehrheiten schon gar nicht. Auch nicht im Publikum. Quäl dich, wie jede Aufführung sich quält - mit Fragen. Mit jenem »Hunger nach Er