Diese Kolumne stellt die Sicht der Autorin dar. Hier finden Sie Informationen dazu, wie wir mit Meinungen in Texten umgehen.
Zu Maaßens orchestrierter Empörungsstrategie gehört es, regelmäßig dort Likes einzufangen, wo sich selbst so mancher Bernd-Höcke-Jünger schon lange nicht mehr hin traut. Um dieser Tradition treu zu bleiben, fordert Maaßen diese Woche Gesinnungstests für jeden, der bei der "Tagesschau" arbeitet. Vereinfacht gesagt: Wer Grün wählt, sollte nicht für Deutschlands Nachrichten-Flaggschiff arbeiten dürfen. Wer Maaßen wählt, dagegen vermutlich schon.
Derartige Eskapaden sorgen natürlich zuverlässig für Entrüstung. Es empören sich hochrangige Politiker (nur nicht aus der CDU) und hochrangige Promis (nur nicht Til Schweiger). Kanzlerkandidat Armin Laschet (Sie erinnern sich vielleicht) hüllt sich stets in Schweigen. Ausgerechnet der sonst recht redselige Gute-Laune-Politiker, der keine Talkshoweinladung ausschlägt und uns Klassiker wie "Aus irgendeinem Grund ist das Klimathema plötzlich zu einem weltweiten Thema geworden" am Fließband liefert, gibt sich bei Rechtsaußen Maaßen traditionell wortkarg. Eine Partei, die hinsichtlich einer neuen Generation, die auf tatsächliche Lösungen für Klimawandel oder strukturellen Rassismus beharrt, ohnehin bereits in Panik ausgebrochen ist, zerfleischt sich nicht auch noch selbst.