Mike Wolff
Herr Lederer, die letzten Wahlergebnisse und Umfragen sind nicht ermutigend für sie als Berliner Spitzenkandidat der Linken. Hat Sahra Wagenknecht mit ihrer Kritik an der identitätspolitischen Ausrichtung der Partei vielleicht Recht
?
Ich finde, sie sucht sich die falsche Baustelle. Emanzipatorische Debatten sind absolut notwendig. Sie müssen aber zusammen geführt werden mit den Debatten über gesellschaftliche Ungleichheit, dann verstärken sich beiden gegenseitig.
Harvey Milk ist als erster schwuler Stadtrat von San Francisco nicht deswegen so stark gewesen, weil er nur für die Rechte der Homosexuellen gekämpft hat, sondern weil er Verbindungen geschaffen hat zu allen marginalisierten Gruppen, auch zur Arbeiterklasse, den sozial und ökonomisch Benachteiligten. Wagenknecht macht leider das, was sie anderen vorwirft: nämlich Debatten, die miteinander verbunden sind, gegeneinander zu verhandeln.