Jazzpianist Michael Wollny beim Rheingau Musik Festival
Eine musikalische Reise zum Mond.
Von Herbert Heil
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JOHANNISBERG - Jazzpianist Michael Wollny mischt Musikstile wie kein anderer. Und wurde dafür mit vielen Preisen überhäuft. Mit seinem aktuellen Soloalbum „Mondenkind“ war er jetzt live beim Rheingau Musik Festival (RMF) auf Schloss Johannisberg zu hören. Ein Abend zwischen wahnsinnig intensiv und voller tiefgründiger Momente. Die Haare lang in der Stirn, weiße Turnschuhe, dunkles Sakko, so erscheint der 43-Jährige auf der Kubus-Bühne. Dann bedankt er sich bei allen, die an diesem Abend gekommen sind, sagt, wie toll es sei, endlich wieder vor Leuten zu spielen. Auch wenn es nur ein paar Hundert sind. Recht unspektakulär der Einstieg mit dem deutschen Volkslied „In einem kühlen Grunde“, kurz angerissen. Doch dann legt er los. Völlig abgefahren was er da macht. Den Kopf leicht vornübergebeugt, den Oberkörper ständig in Bewegung, so bearbeitet er mit Vehemenz sein Instrument, das linke Bein ausgestreckt, als suche er die Bremse um den D-Zug irgendwie wieder zu zügeln. Schnell wechseln die Stimmungen. Dunkel und düster wird es, auch melancholisch, dann spielt er leichtfüßig einen Boogie Woogie oder Blues dazwischen, bis seine Hände und Finger plötzlich ansatzlos über die Tasten rasen, dass das Ohr kaum noch folgen kann. Immer wieder greift er in das Innenleben des Flügels direkt auf die Saiten. Loops, digitale Klanggebilde, Echoeffekte inklusive. Album und Konzert sind aufgebaut wie ein Soundtrack. Ganz unterschiedliche Songs und Herkunftslinien sind dabei. Zusammen ergeben sie einen großen Bogen voller Spannung und Entspannung, cineastisch, erzählend. Verträumte melancholische Melodielinien und Harmonien changieren jäh mit aufbrausenden Ekstasen. Urplötzlich tauchen donnernde Klanglandschaften auf.