Festspielpremiere von âNeroâ: Mehr Horror wäre schon noch drin
Kultur
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21.07.2021 ⢠23:30 Uhr
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"Nero" von Arrigo Boito wurde 1924 in Mailand uraufgeführt. VN/Steurer
„Nero“, die erste Premiere der Bregenzer Festspiele 2021, ist musikhistorisch sehr lohnend, einiges bleibt offen.
Bregenz Ich offeriere dir eine Reihe von Bildern, gerne auch solche mit assoziativer Kraft, und du formst dir eine Geschichte, verschaffst dir Einblick in die Materie. Ausstellungsmacher wenden diese Methode bereits an, um sich weder konkrete didaktische Absichten, noch Manipulation zuschreiben zu lassen. In der darstellenden Kunst ist das ebenso möglich. Dramen, vor allem Musikdramen aus früheren Jahrhunderten, reizen aber zum Nach- oder Umerzählen, das hinsichtlich seiner Kompaktheit oder seines Verhältnisses zur Musik gefällt oder nicht. Nach der Befassung mit dem Libretto, der Musik und vor allem der Umsetzung der Oper âNeroâ von Arrigo Boito als erste Inszenierung der diesjährigen Bregenzer Festspiele, ist Regisseur Olivier Tambosi weniger Vermittler als Anbieter. Manipuliert wird nicht, die aneinandergereihten, ineinander verschobenen und in den Fokus gerückten Bilder konfrontieren mit der Verfasstheit eines Menschen, der mit den Prinzipien von Gut und Böse ringt. Ein auÃergewöhnlicher Opernstoff, der auf der Bühne des Festspielhauses gar nicht so verkopft daherkommt. Würde die Musik nicht Abhilfe schaffen, so erschiene ein Konzept, das darauf ausgelegt ist, dass nahezu jede der Personen Facetten der Hauptfigur verdeutlicht, sogar als ziemlich einfach.