Redaktionskritik
So hart und finster war Jason Statham („Crank“)noch nie: In dem Actionreißer von „The Gentlemen“-Regisseur Guy Ritchie spielt der Brite den mysteriösen Fahrer einer Geldtransporterfirma, der seine eigene Agenda verfolgt
Bei einer Geldtransporterfirma, die täglich Hunderte Millionen von Dollar durch Los Angeles befördert, gibt es einen neuen Kollegen. Doch der schweigsame und eigenbrötlerische H (Jason Statham) erzählt nichts von sich und bleibt nach der Arbeit lieber allein im Hotelzimmer. Bei seinem ersten Großtransport kommt es gleich zu einem Überfall durch mehrere schwer bewaffnete Räuber. Im Gegensatz zu seinen Kollegen, die keinen Widerstand leisten, zieht H plötzlich seine Waffe und tötet schnell und effektiv sechs der Angreifer. Während H augenblicklich zum Liebling von Schichtleiter Bullet (Holt McCallany) avanciert, fragen sich die Kollegen Dave (Josh Hartnett), Jan (Scott Eastwood) und Dana (Niamh Algar), welches Geheimnis der Neue verbirgt. Plant H selbst einen Überfall, ist er ein Polizist, oder will er sich an jemandem rächen? Sie werden es bald herausfinden, und dabei fliegen ihnen die Kugeln nur so um die Ohren. Der Film ist ein Remake der französischen Genreperle „Cash Truck – Der Tod fährt mit“ aus dem Jahr 2004 mit dem späteren Oscar-Preisträger Jean Dujardin („The Artist“) in einer Nebenrolle. Bei dieser britisch-amerikanischen Neuauflage nun gibt es eine cineastische Wiedervereinigung zu feiern: Die Kinokarrieren von Regisseur Guy Ritchie und Hauptdarsteller Jason Statham haben 1998 mit „Bube, Dame, König, grAS“ begonnen (es folgten 2000 „Snatch: Schweine und Diamanten“ und 2005 „Revolver“). „Es ist der Wahnsinn, dass wir wieder zusammenarbeiten konnten“, schwärmt Jason Statham, der damals von Ritchie eine kleine Rolle als Schwarzhändler erhielt, während der Dreharbeiten. „Ich habe mich in diesen Beruf nur wegen dieses Lotterieloses namens ‚Bube, Dame, König, grAS‘ verliebt, das mir damals von Guy Ritchie ausgehändigt wurde – und das gewonnen hat. Es waren die besten sechs Wochen meines Lebens.“ Bereits mit der ebenso furiosen wie fiesen Eingangsszene von „Cash Truck“, die den Knall zu Beginn des französischen Vorbilds von Regisseur Nicolas Boukhrief („Made in France – Im Namen des Terrors“) noch toppt, werden die Zuschauer in ein Szenario hineinkatapultiert, das am Ende nur verbrannte Erde und einen hohen Bodycount zurücklässt. Die Handlung folgt zunächst dem Original, einzelne Szenen wurden fast eins zu eins nachgedreht wie beispielsweise die Vorstellung von H bei seinen neuen Kollegen im Umkleideraum. Doch mitten im Film schlägt Guy Ritchie dann eine andere Richtung ein und überrascht mit neuen Wendungen. Unter anderem baut der Brite geschickt Rückblenden in die Geschichte ein, und am Schluss gibt es einen Perspektivwechsel, der in einen langen und sehr finsteren Showdown mündet. Ebenfalls gelungen: Anstatt Los Angeles als Glitzermetropole zu präsentieren, zeigt Ritchie auch die hässlichen Seiten der Stadt. Dass die Schießereien im Film so authentisch aussehen, liegt vor allem daran, dass sich Jason Statham nicht allzu intensiv vorbereitet hat: „Wenn ich mit Guy Ritchie arbeite, versuche ich nicht, irgendetwas vorwegzunehmen – das wäre sowieso unmöglich. Wir wollten es sehr real haben, und deswegen mache ich auch keine coolen und gekonnten Moves. Ich habe mich daran erinnert, wie Guy und ich unseren ersten gemeinsamen Film gedreht haben. Er nahm mich damals mit auf sein Zimmer und sagte: ‚Hör auf zu schauspielern und fokussiere dich nur auf deine Worte.‘ Er hat diesen realistischen Zugang, durch den er die vorhandenen schlechten Gewohnheiten seiner Schauspieler eliminiert.“